“Ich schraube, also bin ich” von Matthew B. Crawford oder “Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten” von Robert M. Pirsig sind nur zwei Beispiele dafür, dass Motorradfahren und Schrauben irgendwie zusammen gehören.
Doch man muss nicht Philosophiefan sein, um zu dieser Einsicht zu gelangen. Selbst, wenn man nicht selbst schraubt, “Benzin quatschen” tut doch jeder Biker - und das ist doch (fast) das gleiche.

Für mich war es klar, dass ich, soweit möglich, Wartung und Reparaturen an meinen Motorrädern selber mache.

Heute noch denke ich jedoch mit Grauen daran zurück, als ich - muss ‘84 gewesen sein - das erste Mal die Ventile an meiner BMW selbst einstellen wollte. Vollkommen überrascht war ich davon, als mir beim Abnehmen des Ventildeckels das Öl entgegenfloss. Schnell drückte ich den Deckel wieder auf den Zylinderkopf und las doch noch mal etwas genauer, was da im Handbuch stand. “Geeignetes Gefäß unterstellen” - Oh!

Aus purer Freude am Schrauben und weil ich einfach nur fanatisch war, verbrachte ich fast jede freie Minute im Schuppen bei meiner ersten G/S.  So viele bewegliche Teile hatte das Ding gar nicht, als dass man einen kompletten Winter, ohne damit zu fahren, an ihr herumhantieren musste. Prompt reparierte ich das gute Stück in den ersten Jahren eher kaputt, als dass ich irgendwelche Verbesserungen herbeiführte.

Meine bis dato größte Herausforderung war der Ausbau des Getriebes an der alten R 80 G/S in den 80ern. Glücklicher Weise vor der Haustüre brach die Rückholfeder an der Schaltwippe, innen im Getriebe.

Um das Getriebe vom Motor abzuziehen, muss man entweder den Motor nach vorne oder die Schwinge nach hinten ziehen. Ich entschied mich für letzteres. Der Vater eines Freundes drehte mir eine entsprechende Nuss von außen so weit ab, dass sie in die Schwingenlagerung passte und stolz brachte ich die Schaltbox damals zu meinem Mechaniker Herbert Wimmer. An das Getriebe selbst traute ich mich dann doch nicht, zu viele Einstellungen im Mikrometer-Bereich verunsicherten mich zu sehr.

Mit Sicherheit gibt es deutlich bessere Schrauberseiten im Netz, YouTube Videos mit mehr Aussagekraft und die originale(n) BMW Reparaturanleitung(en) mit verbindlichen Zahlen, Daten und Fakten. Vor allem aber gibt es Fachwerkstätten! 

Ich bin Hobby-Schrauber, improvisiere teilweise, mache sicher auch viele Fehler und musste deshalb auch schon das ein oder andere Lehrgeld bezahlen. Meine ganz persönliche Meinung ist, dass Motorrad fahren ganz viel mit "Schrauben am Bike" zu tun hat. Das ist mein Weltbild und glücklicher Weise waren alle hier beschriebenen Reparaturen von Erfolg gekrönt. Es ist also kein kompletter Bullshit.

Die Infos hier sind lediglich als Dokumentation meiner eigenen Basteleien zu betrachten. Ich übernehme keinerlei Verantwortung für die Richtigkeit der Vorgehensweise und angegebener Daten. Schon gar keine Haftung übernehme ich für irgendwelche resultierenden Schäden, die jemandem entstehen/entstanden sind, der (die, das - um politisch korrekt zu bleiben) meinen Ausführungen folgt/folgte.