Wie mit dem Hammer trifft einen die tropisch heiße Luft Bangkoks, sobald man das klimatisierte Flughafengebäude verlässt. Es ist bereits nach 21 Uhr und ich habe eine Reservierung für einen Bungalow im Baan Chay Namm Resort. Eine Oase der Ruhe, gerade einmal 10 Minuten vom Flughafen entfernt. Den Tipp hat mit Panote Tongkorn von Touratech Thailand gegeben.

Dachte ich, die Inder seien die Könige des Bürokratismus, wurde ich bei der Auslöse der Gummikuh aus den Klauen des Thailändischen Zolls eines besseren belehrt. Bereits die Freihandelszone zu betreten ist ein Akt für sich. Das Gelände ist so riesig, dass eigens ein Shuttlebus zwischen den Gebäuden eingerichtet wurde. Um 10 Uhr vormittags stehe ich am ersten der unzähligen Schalter und Schreibtische, die es zu passieren gilt. Frachtpapiere von Thai Cargo holen, mit den Frachtpapieren zum Zoll, der erstellt ca. 10 Seiten an unterschiedlichen Formularen, die Hälfte davon unterschreiben, zurück zu Thai Cargo, Gebühr für „Gefährliche Güter“ bezahlen, Kiste suchen, aufbrechen und Bike montieren, zum Zoll zwecks Kontrolle der Fahrzeugdaten. Die haben dann festgestellt, dass man im Hauptzollgebäude aus mir einen Engländer gemacht hat, wieder zurück, Papiere korrigieren, nochmal Fahrzeug checken lassen, mitgebrachten Sprit einfüllen, Reifen wieder aufpumpen - zum Glück hatten die einen Kompressor - Starterknopf drücken und grinsend vom Hof fahren. Fünf Stunden hat das gedauert, der Großteil Fußmarsch zwischen den einzelnen Gebäuden.

Auf dem Weg zurück zum Resort fahre ich bei Touratech Thailand vorbei und tausche die Vergasermembrane, die meine Frau dorthin geschickt hatte.

Im Resort schaut man dann etwas irritiert, als der Farang am Spätnachmittag mit dem großen Motorrad erscheint. Englisch spricht kein Mensch. „Ao beer Singh nyng quad“ heißt die Zauberformel anlässlich der wiederhergestellten Mobilität „Ich möchte eine Flasche Bier Singha!“. Vorteil der nur auf siamesische Gäste eingestellten Gastronomie: Das Essen ist nochmal einen Tick besser und mehrere Ticks schärfer, als sonst. Fiese Darmbakterien haben keine Chance.

Die Route nach Laos habe ich im GPS. Es ginge auch ohne, die Thais geben an jeder Kreuzung die Nummer des Highways an. Nach tausenden von Kilometern auf miserabelsten Straßen, ist es eine Wohltat, makellosen Asphalt europäischen Standards unter den Rädern zu haben.

Nur an den Brücken über die unzähligen Kanäle muss man etwas aufpassen. Vorlage waren die Sprunghügel auf Motocross-Strecken.

Meine erste Tagesetappe mit 650 km nach Udon Thani spule ich daher sehr entspannt herunter. Es bleibt sogar Zeit für einen Stopp in einer der unzähligen Garküchen. Aus etwas so trivialem, wie Nudelsuppe, wird hier ein Gourmetessen. Für den Geschmack ist jeder selbst zuständig und bastelt sich mit Hilfe der 20 Gewürzdosen auf dem Tisch seine eigene Kreation.

Trotz absolut genialem Bungalow schlafe ich unruhig in dieser Nacht. Grund ist wieder einmal der bevorstehende Grenzübertritt. Die Grenzlinie bildet zu einem Großteil der Mekong, den es zu überqueren gilt. Ich möchte dies bei Vientiane tun und dann nach Süden hinunter fahren. Den Norden des Landes kenne ich bereits. Über den Mekong gibt es vereinzelt Fähren und einige, wenige Brücken. Der Haupt Übergang liegt bei Vientiane, die sogenannte Friendship Bridge. Problem ist nun aber, dass diese Brücke angeblich für Motorradfahrer gesperrt ist. Bei dieser Vorschrift dachte man weniger an Biker, wie mich als eher an die Millionen kleiner Hondas, die sonst täglich über darüber knattern würden. Laut der Internetseite von GT-Rider, einer größeren Motorrad Organisation in Laos, sei das Passieren seit einiger Zeit auch für Motorräder möglich.

Eine Bestätigung dessen habe ich jedoch nirgends gefunden, nur gegenteilige Behauptungen. Verweigert man mir die Einreise hier, wäre das mehr, als ungünstig. Visa upon Arrival gibt es nur hier und dann erst wieder knapp 1000 km weiter. Die kleinen Übergänge mit Fähren stellen keine Visa aus.

Das erste, das ich kurz vor der Grenze sehe, ist das Schild „Gesperrt für Motorräder“. Selbstbewusst parke ich direkt darunter und spreche einen Polizisten in der Nähe an, ob ich mit meinem Bike über die Brücke darf. Der wirft einen Blick auf mein Kennzeichen und meint: „No Problem, you can go to Laos“. Bin ich erleichtert! Dieser Zustand hält genau 10 Minuten an, dann stehe ich dem Thailändischen Zoll gegenüber.

Die Thais nutzen das Carnet de Passage nicht sondern stellen ein eigenes Dokument aus. In diesem verpflichtet sich der Inhaber, 246.000 Bath, satte 6.400 Euro, bei nicht-Ausfuhr des Fahrzeugs an Zoll zu bezahlen. Nur, an den Übergängen weiß man von dieser Regelung häufig nichts. Ein langes Palaver setzt ein bis ich schließlich einem Offizier gegenüber sitze, der Englisch kann und mich fragt, ob ich das Geld denn hinterlegt hätte. Nein! Ein Aufatmen geht durch die Runde, dachte man scheinbar, man müsse mir die Summe hier auszahlen. Auf einmal geht alles ganz schnell und ich rolle über den großen Fluss Asiens hinein in das kleine Land Laos... >>weiter lesen