Am 28. August 1993 um 2:15 morgens gibt mein Radiowecker das Signal zum Aufbruch. Viel geschlafen haben wir nicht. Bis spät in die Nacht hatten wir noch an unserer Ausrüstung gefeilt. Nun aber ist alle Müdigkeit dahin. Unser Ziel ist der Tempel von Jerusalem, die Stadt Petra, vor tausenden von Jahren in den Fels geschlagen, und die Syrische Wüste, wer kann da noch schlafen?

In pechschwarzer Nacht bei Nieselregen starten wir unsere beiden BMWs. Durch das schlafende München geht es auf die Autobahn nach Osten. Hinter Salzburg tanken wir, gönnen uns eine Tasse Kaffee und fahren weiter durch die regnerische Nacht über die Tauern, hinein nach Italien bis Triest. Hier liegt sie nun vor uns, die “EL Venizelos“ das größte Schiff der Anek Lines. Mit ihr wollen wir nach Patras in Griechenland, dann weiter nach Piräus und von dort nach Israel. Über die Sinai Halbinsel soll uns unsere Tour nach Jordanien führen. Von dort über Syrien, die Türkei und mit der Fähre zurück nach Italien, nach Venedig.

Zwei Mal hatten wir unseren Schlafplatz wegen des schlechten Wetters gewechselt, bis wir dann unser Domizil am Heck des riesigen Schiffes aufgeschlagen hatten. Immer wieder ergeben sich Gespräche mit anderen Bikern über das Woher und Wohin. In meinen Augen ist die Schiffspassage nach Griechenland immer noch die angenehmste und schönste Art, den Urlaub zu beginnen, trifft man doch so viele Gleichgesinnte und hat die Zeit, sich mit diesen über die jeweiligen Reisepläne zu unterhalten. Am Morgen des 3. Tages landen wir in Patras an. Nach einem kurzen Kaffee am Hafen brechen wir zügig auf, kreuzen den Kanal von Korinth und erreichen Piräus um zwei Uhr nachmittags. Wir kaufen die Tickets für die Passage nach Haifa und zurren kurze Zeit später die Motorräder im Laderaum der Fähre fest.

Für Deckspassage ist diese Nussschale nicht geeignet. Das kleine Schiff bietet kaum die Möglichkeit, seinen Schlafsack auszurollen. Zudem ist der Boden unglaublich dreckig und rußverschmiert. 3 volle Tage müssen wir auf diesem Dampfer verbringen, legen Zwischenstops ein auf Karpathos, Rhodos und Zypern. In Rhodos und Zypern gehen wir von Bord, sehen uns die Städte an. Die Duschen sind ein Thema für sich. Im gleichen Raum, wie die Kloschüssel hängt an einem Wasserhahn ein Schlauch. Gleichzeitig Sch... und Duschen – genial. Da in der Regel die Türen klemmen und man aus diesen „Nasszellen“ kaum wieder hinaus kommt, vermutlich sogar eine sinnvolle Kombination... >>weiter lesen