6 Tage nachdem wir in München aufgebrochen waren, betreten wir in Haifa israelischen Boden. Nachdem Jordanien und vor allem Syrien äusserst allergisch auf israelische Einreisestempel reagieren, hatten wir einen zusätzlichen Reisepass dabei, in den der israelische Zöllner nun seinen Stempel drückt.

Bereits am Vormittag ist es unglaublich heiß und wir fahren die Stadtautobahn in Richtung Akkon. Akkon ist eine alte Kreuzfahrerstadt und war seinerzeit eine der letzten „Bastionen“ überhaupt, welche die Kreuzritter im „Heiligen Land“ hatten. Nicht mehr viele Sehenswürdigkeiten gibt es aus dieser Zeit, jedoch immer noch ausreichend für ein volles Tagesprogramm. Es ist unglaublich angenehm, mit eigenen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, nicht abhängig von einer Reisegruppe. Wir genießen es, im Schatten eines Cafés zu sitzen, kühles Quellwasser zu trinken und die Eindrücke auf uns wirken zu lassen. Dann heißt unser Ziel „See Genezareth“. Es ist schon beeindruckend, an der Stelle zu sitzen, an der Jesus einst über das Wasser ging. Wir haben einen Campingplatz gefunden. Der Platz ist fast leer und wir können uns richtig ausbreiten, unsere T-Shirts waschen, Postkarten schreiben. Bei einem traumhaften Sonnenuntergang verspeisen unsere letzten mitgebrachten Vorräte.

Der folgende Tag ist geprägt von Irrfahrten. Die Nebenstrassen sind meist hebräisch beschildert und nachdem Israel unglaublich schmal ist, landet man in der Regel in einem Kibbuz nahe des Grenzzauns. Am Nachmittag besuchen wir die Ruinen Caesareas am Meer, in welchen sich nun der ortsansässige Jachtclub befindet sowie ein Aquädukt aus römischer Zeit. Die nächsten Tage sind gezeichnet von Besuchen der biblischen Städten, wie Nazareth, Bethlehem und Jerusalem. Natürlich sind alle diese Orte zwischenzeitlich moderne Metropolen und haben nichts mehr gemein mit den kleinen Lehmhütten-Ansiedlungen aus den Zeiten des römischen Imperiums. Unwillkürlich erwartet man dies und ist dann doch enttäuscht, dass dort nicht ein Stall steht sondern ein zehnstöckiges Hochhaus.

Jerusalem liegt in den „West Banks“ seinerzeit eine Region, die mit Strassensperren abgeriegelt war. Wir konnten problemlos passieren, merkten aber schnell, dass hier „die Uhren anders liefen“. Die großteils arabische Bevölkerung sah uns stets mit gewissem Argwohn entgegen, bis sie merkten, dass wir keine Israelis sondern deutsche Touristen waren. Jerusalem ist die Hauptstadt dreier Weltreligionen. Die des Christentum, des Judentums und des Islam. Einmal mehr weicht die Realität von der ursprünglichen Vorstellung deutlich ab. Jerusalem selbst ist nichts anderes als eine Großstadt im Nahen Osten. Natürlich sind die ganzen historischen Städten beeindrucken. Angesichts der Menschenmassen und der touristischen „Aufbereitung“ vergeht jedoch der Zauber. Als mich dann auch noch ein Soldat anschnauzt, warum ich vor der Tempelmauer so lange herumstehe, habe ich die Nase voll und wir verlassen Jerusalem, fahren nach Süden, vorbei am Toten Meer und schlagen unser Zelt auf am Fuße einer Felsenlandschaft, durchzogen mit kleinen Höhlen

In nur wenigen Stunden durchfahren wir am folgenden Tag die Wüste Negev und erreichen Elat am Kopfende des Roten Meeres bereits am frühen Nachmittag. Wir wollten unser Zelt einfach an dem Kilometer langen Strand aufschlagen. Kaum hatten wir die Motorräder jedoch abgestellt, kam bereits ein Typ, der uns dringend davon abriet. “Den Behörden ist es egal aber mit fast 100 %-iger Sicherheit werdet Ihr ausgeraubt. Sie schneiden das Zelt auf und nehmen sich, was sie greifen können. Vergrabt Eure Pässe im Sand, das ist am besten...” Danke. Egal, ob wahr oder nicht, riskieren müssen wir das wirklich nicht gibt es doch ein paar Strassen weiter, ebenfalls direkt am Meer einen Campingplatz. Dorthin ziehen wir um und genießen unsere letzte Nacht im “Heiligen Land”

Es ist grotesk. Nur wenige Kilometer weiter, am Ostende des Bucht liegt Aqaba. Wir sehen die Lichter der Stadt zum Greifen nahe und dennoch von Israel aus unerreichbar. Morgen fahren wir nach Ägypten, in die “Wüste Sinai” von dort ist die Einreise per Schiff möglich...  >>weiter lesen