Am kommenden Vormittag stehen wir daher vor dem Grenzzaun in Taba. Die Israelis sind gut drauf und man winkt uns schnell weiter. Auf ägyptischer Seite geht dann erst mal gar nichts.
Die erste Passkontrolle, dann zur Polizei, dort sitzen wir und warten, und warten, und warten. Scheinbar ist gerade der Obermufti zur Kontrolle da. Alle kuschen und ein unglaublich fetter Typ mit Schweißperlen auf der Stirn blättert schweigend in Quadratmeter großen Büchern. Schließlich werden auch unsere Daten dort eingetragen, dann geht es zum Zoll das Carnet abstempeln. Anschließend zur Bank, Geld wechseln und zur Versicherung. Für Ägypten bekommen wir eigene, arabische Kennzeichen. Schließlich noch die letzt Passkontrolle, ein mit Maschendraht bespanntes Tor öffnet sich für uns und gibt den Weg frei nach Ägypten.

Wurden wir in Israel nur einmal kontrolliert, bei der “Einreise” auf die “West Bank”, so werden Strassenkontrollen nun zum gewohnten Bild. Bereits an der ersten, nach nur einigen Kilometern hinter der Grenze, wurde uns klar, warum die Israelis bisher alle Kriege in der Region gewannen. Der Soldat, der uns kontrollierte, zog seine Flinte am Lauf hinter sich her, die Schuhe waren nicht gebunden, das Hemd hing aus der Hose. Nett und freundlich war er, wenn auch wahrlich keine Respektsperson.

Unser direkter Weg führte uns nach Nuweiba. Von dort möchten wir in einigen Tagen das Schiff hinüber nach Jordanien nehmen. Wir erkundigen uns nach dem Fahrplan und den Kosten. Anschließend lassen wir uns ein kühles Wasser mit Limonensaft schmecken. Eine tolle Erfrischung, auf die wir immer wieder im weiteren Verlauf der Reise zurückkommen. Die Sinai Halbinsel verfügt über die wohl grandioseste Wüstenlandschaft im Nahen Osten. Aus einem Meer aus Sand steigen Berge in unterschiedlichsten Farben auf. Hinter jeder Kurve sind wir aufs neue verblüfft von der landschaftlichen Schönheit dieser Region.

Wir sind auf dem Weg zum Katharinenkloster im Inneren der Halbinsel und möchten diese Nacht fern ab jeglicher menschlicher Seele in der Wüste verbringen, kaufen noch etwas Fladenbrot, Tunfisch, Tomaten und Zwiebeln und suchen uns dann einen geeigneten Schlafplatz. Unter einem unglaublichen Sternenhimmel kochen wir Tee, essen zu Abend und blicken noch Stunden in die Nacht, bevor wir uns neben unseren Motorrädern, eingerollt in die Schlafsäcke, auf den Boden legen. Es ist kalt in der Nacht, doch schon mit den ersten Sonnenstrahlen kommt die Hitze. Zügig packen wir unsere Sachen zusammen und werden dabei von einigen Kamelen beobachtet, die ihre Köpfe immer wieder über ein paar Felsen heben, um in unsere Richtung zu blicken.

Zurück durch die Wüste in Richtung Süd Osten kommen uns Kolonnen von Militärs entgegen. Offensichtlich sind wir mitten in einem Manöver gelandet und befinden uns direkt im Aufmarschgebiet. Angesichts der Panzer wird uns klar, dass eine Nacht in der Wüste zahlreiche Gefahren bieten kann, unter anderem von einem querfeldein fahrenden Panzer überrollt zu werden. In Dahab, an der Ostküste, machen wir Station, schlagen für die Nacht im Garten eines Restaurants unser Zelt auf und fahren am kommenden Morgen weiter nach Sharm El Sheikh, nicht ohne unterwegs jedoch wenigstens ein Mal im Roten Meer gebadet zu haben.

Der südlichste Punkt unserer Reise ist erreicht. In wenigen Tagen geht unsere Fähre von Nuweiba hinüber nach Aqaba in Jordanien. Der City-Beach-Camping in Nuweiba sollte unser Domizil für diese Zeit sein. Neben einfachen Zimmern bietet man dort auch größere Zelte mit je 2 Feldbetten darin. Wir sind fast die einzigen Gäste und richten uns unter einer Palme, häuslich ein. Der Besitzer bringt uns sogar noch einige Teppiche und ab diesem Zeitpunkt nennen wir die Stelle unser „Wohnzimmer“. Nur in der letzten Nacht machen wir eine außerordentlich unangenehme Erfahrung. Eine Horde junger Ägypter erschein mit dem Auto auf dem Platz und feiert, das Autoradio laut aufgedreht, bis spät in die Nacht eine Party. Am kommenden morgen versucht dann noch zu allem Überfluss einer dieser Typen Nelas Jacke direkt unter ihrem Kopf herauszuziehen. Ich springe auf, um den Kerl zur Rede zu stellen, der schaut mich aber nur an, ohne eine Miene zu verziehen und gammelt weiter um unser Zelt herum.

Mittags stehen wir am Hafen und lösen unser Ticket hinüber nach Jordanien. Sofort am Schlagbaum empfängt uns ein Zöllner und geht mit uns die einzelnen Stationen ab. Polizei, Zoll, das Kennzeichen wieder abgeben, usw. An den Menschenschlangen drängelt er sich einfach vorbei und eine Viertel Stunde später ist die Grenzprozedur für uns erledigt. 5 Dollar „Bakschisch“ erhält er von uns für seine Dienste, das war uns die Sache Wert.

Die Fähre, auf die wir mit unseren Motorrädern nun auffahren, ist in einem grauenhaften Zustand. Alle Europäer werden in die erste Klasse verfrachtet. Dort sitzen wir in klimatisierten Räumen und schlürfen einen Kaffee an der Bar. Ich möchte jedoch mehr von dem Schiff sehen und mache mich auf den Weg. Bereits nach ein paar Schritten ist jedoch fast kein Durchkommen mehr. Überall liegen die Menschen herum. Auf Deck, in den Fluren, auf den Treppen. Der Gestank ist fast nicht auszuhalten. Der Geruch von Fäkalien und Erbrochenem dringt in meine Nase, Nein danke, das muss es dann doch nicht sein. Zurück im klimatisierten Bereich auf dem Schiff ist die Jordanische Grenzpolizei bereits damit beschäftigt, die Ausweise zu kontrollieren. Entsprechend flott geht die anschliessende Einreiseprozedur in Aqaba vonstatten. Wir zahlen unsere Versicherungsprämie für einen Monat und die Gebühr für das Abstempeln des Carnet de Passage, dann sind wir in der Stadt... >> weiter lesen