Dem Reiseführer folgend steuern wir das „Aqaba-Hotel“ an, entschließen uns aber dann doch anders, als uns vom Straßenrand ein Mann zu sich winkt uns anbietet auf seinem nagelneuen Campingplatz zu übernachten. Tatsächlich ist hier alles noch in der Bauphase aber es gibt bereits eine Terrasse und so etwas, wie eine Küche. Wir werden gefragt, was wir essen möchten und als wir nur mit den Schultern zucken, klopft er uns freundschaftlich auf die Schultern, setzt sich auf sein Moped und braust davon. Mit Tüten behängt kehrt er zurück und bereitet uns ein Menü, leckerer haben wir auf unserer gesamten Reise nicht gegessen. Falafeln, fritiertes Gemüse, Fleischspießchen, Salat mit einer ungemein würzigen Sauce. Zum Nachtisch herrlichen, kräftigen Tee und eine Nargila, eine Wasserpfeife. Nicht vergleichbar mit dem brennend heißen Qualm unserer westlichen Pfeifen. Ein Geschmackserlebnis ganz eigener Art ist der kalte, durch das Wasser gefilterte Rauch, aromatisch und fruchtig.

In der kommenden Nacht aber, erwischt es Nela leider richtig heftig. Magenkrämpfe, Durchfall und Erbrechen. Am Essen kann es nicht gelegen haben, ich hatte das gleiche. Am kommenden Morgen ist es nicht besser. Der kleinste Schluck Wasser kommt sofort wieder heraus. Ich setze mich aufs Motorrad und suche ein vernünftiges Zimmer und finde es im Hotel Jaber. Auf dem Rücksitz meiner BMW fahre sie dort hin und lege sie ins Bett. Anschließend packe ich unsere Sachen auf dem Campingplatz zusammen und fahre die Motorräder nacheinander die paar Meter zu unserer neuen Herberge.

Zwei Tage bleiben wir in Aqaba. Genug Zeit, um meine Haare bei einem der Friseure schneiden zu lassen und in einem Schreibwarengeschäft einige arabische Aufkleber für unsere Aluboxen zu erstehen. Es handelt sich um Koransprüche, die wir uns vom Inhaber, der etwas englisch spricht, übersetzen lassen. Dann fühlt sich Nela stark genug, die Reise fortzusetzen. Es geht den „Desert Highway“ nach Norden. Die Strasse ist der Hammer. Vollkommen überladene, uralte Mercedes Lkws schleppen sich die Steigungen hinauf, Tonnen von Ruß speiend um auf der anderen Seite des Hügels mit Vollgas ins Tal zu rauschen. Nicht lange folgen wir dieser Rennpiste sondern biegen kurze Zeit später ab nach Osten ins Wadi Rum, ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt unserer Reise. Nicht zu beschreiben ist der Anblick der senkrecht aufragenden Felswände aus dunklem Stein, wie sie aus dem hellen Gelb des Wüstensandes in den azur blauen Himmel ragen. Wir sind gefangen von dem Anblick und folgen der Strasse tief hinein in das Tal.

Petra, so lautet unser nächstes Ziel. Die sagenhafte Hauptstadt der Nabathäer, vor tausenden von Jahren in den Stein geschlagen. Das „Schatzhaus des Pharao“ gleich am Eingang gegenüber der Schlucht, durch die man das Tal heute betritt ist Kulisse für so manchen Film. Es ist heiß, unendlich heiß in diesem Kessel. Beeindruckt von der baulichen Leistung der Menschen in der Antike, die hier mit primitivsten Mitteln eine ganze Stadt aus dem Stein geschlagen hatten, und auch von der landschaftlichen Schönheit, verweilen wir immer wieder, um das Bild in uns aufzusaugen, zu speichern, zu konservieren. Wir finden unweit der Schlucht einen schönen Platz zum Schlafen. In einer kleinen Senke schlagen wir unser Zelt auf. Ein Pick Up kommt vorbei. Die Männer lächeln freundlich, holen einige Schaufeln von der Ladefläche und beginnen den Kleinlaster mit Sand zu beladen. Derweil beginnt einer der Männer, Brennholz zu sammeln. Wir beobachten das Treiben und sind ganz erstaunt, als der Mann das Holz vor unseren Füssen ablegt, aufschichtet und anzündet. Freudestrahlend deutet er auf die Flammen und auf die untergehende Sonne. „Night, cold“ sagt er grinsend, geht zurück zum Laster und verschwunden sind die Vier. Wir sind allein, inmitten der kargen Landschaft, beobachten die Flammen, wie sie zwischen den trockenen Zweigen herauszüngeln und genießen die Ruhe der Nacht, die sich, wie ein Schleier über die Schlucht legt.

„Leider haben wir jedes Jahr immer nur zwei Wochen Zeit für Petra“ steht in unserem Reiseführer. Mir müssen schmunzeln, sind wir doch bereits am nächsten Tag wieder unterwegs nach Norden. Wir treffen zwei Biker aus Berlin. Die beiden kommen aus Ägypten, haben das eine Motorrad dort gelassen und befinden sich auf einem Kurztrip durch Jordanien. Abends gehen wir zusammen Essen und tauschen unsere Reiseerlebnisse aus, eine willkommene Abwechslung mit Party-Charakter.

Auf dem heutigen Programm steht Wüste satt. Zwei Schlösser und die ehemalige Bastion von Lawrence von Arabien. Kurz vor Amman biegen wir rechts ab nach Osten und erreichen das Wüstenschloss Qasr Al Kharana zur Mittagszeit. Just, als wir eintreffen, entsteigt einem Bus eine Deutsche Reisegruppe. Der Führer kann es kaum fassen, dass es Menschen gibt, die den Weg zu dieser Festung ohne fremde Hilfe finden. Nach tausenden von Kilometern ist die Empfehlung des Führers „Fahrt bitte (!) vorsichtig“ geradezu lächerlich. Wir passieren das Schloss Qasr ´Amra und erreichen am späten Nachmittag Al Azraq ash Shamali. Schon allein der Klang des Ortsnamens löst eine Faszination aus. Hier sammelte Lawrence von Arabien einst seine Truppen und vereinte die Stämme Arabiens. Der Ort selbst ist heute, abgesehen von einigen Ruinen eher uninteressant. Wer von hier aus weiter fährt, will in den Irak. Entsprechend ist die Atmosphäre des kleinen Ortes eher die einer Grenzstadt denn die historischen Ursprungs.

Unsere letzte Nacht in Jordanien verbringen wir in Irbid, genauer im Omayed Hotel. Dann geht es auf nach Syrien. Mittags sind wir an der Grenze. Die Ausreise verläuft vollkommen problemlos, abgesehen davon, dass unsere maximale Aufenthaltsdauer mit 5 Tagen angegeben wurde. Vollkommener Blödsinn und gegen eine geringe Gebühr auch aus der Welt zu schaffen...  >>weiter lesen